Am 24.09.2016 fand der diesjährige Dähne-Pokal unseres Schachbezirks statt. Mit insgesamt 9 Teilnehmern war das Turnier leider nicht so gut besucht wie erhofft, aber das hat uns nicht daran gehindert einen schönen Samstag mit unserem geliebten königlichen Spiel zu verbringen. Vom SC Recklinghausen Altstadt nahmen mein Vater und ich teil. Als Favoriten gingen neben mir vor allem Thomas Schriewer, Frank Strozewski und Peter Broszeit ins Rennen.
Zunächst fand eine Vorrunde statt, welche dafür sorgte, dass nur noch 8 Teilnehmer übrig blieben. In dieser Runde spielte mein Vater gegen Ingo Engelmann. Er spielte mit den weißen Steinen souverän nach vorne und erzielte so schnell den vollen Punkt, sodass ich während eines kurzen Moments außerhalb des Turniersaals leider das ganze Finale der Partie verpasst habe.
7 Spieler hatten für die erste Runde ein Freilos bekommen. Diese waren jetzt auch anwesend und es war klar, dass jede Runde ein Spieler das Pech haben würde spielfrei zu bekommen. Da mein Vater gesundheitlich nicht ganz fit war, sorgte er gerne dafür, dass es eine gerade Teilnehmerzahl gab und stieg daher vom Turnier aus. Als Zuschauer konnte er dann den Part der Losfee übernehmen. Für mich bedeutete das zunächst kein Glück. Ich musste mit Schwarz gegen Peter Broszeit spielen. Glücklicherweise lief diese Runde für mich sehr angenehm. Keine Minute war gespielt, da reichten wir uns schon wieder friedlich die Hände. Er nahm mein Remisangebot an und so wurde geblitzt. In beiden Blitzpartien konnte ich schnell Druck aufbauen und diese durch taktische Schläge in zwei volle Punkte umwandeln.
In Runde 2 sollte ich gegen Raphael Janmieling spielen und für die Spannung sorgen. Dies war bereits das Halbfinale und der Sieger dieser Partie wäre damit schon für den Einzelpokal des Schachverbandes Ruhrgebiet qualifiziert. Raphael lehnte mein obligatorisches Remisangebot in der Eröffnung ab und spielte danach eine starke Partie. In einer mir sehr bekannten Stellung entschied ich mich etwas aktiver spielen zu wollen und brachte meine Dame nach f4. Ich hatte zweifelsfrei schon bessere Ideen gehabt. Kurz danach gewann er einen Bauern. Später folgte im Turmendspiel ein Zweiter… Viel Stellungsglück und etwas gute Variantenberechnung brachten mir jedoch sofort einen seiner Bauern ein. Das Turmendspiel mit zwei gegen drei Bauern konnte ich dann halten. Ziel erreicht. Remis und jetzt wird geblitzt. Für Raphael sah es jedoch auch im Blitzen gut aus. Ich konnte nach einer völligst desolaten Eröffnungsbehandlung meinerseits erst im Endspiel anfangen aufzuatmen und mich nach einem Fingerfehler von Raphael zwar nicht über den vollen Punkt freuen, aber ihn immerhin für mich verbuchen. In der nächsten Blitzpartie kam wieder die Variante unserer Turnierpartie aufs Brett. Aus meinen Fehlern lernend brachte ich die Dame nach e3. Unglaublich, aber wahr: Noch schlechter als Dame f4… Raphael gewann die Qualität. Irgendwie schaffte ich es jedoch die wenigen Vorteile meiner Stellung zu nutzen und den vollen Punkt zu holen.
Im Finale spielten Thomas Schriewer und ich gegeneinander. Unser Ziel war bereits erreicht. Wir sind für den SVR-Einzelpokal qualifiziert! Ich spielte mit Schwarz und gerate leider regelmäßig gegen Thomas mit dieser Farbe stark unter Druck. In der Eröffnung unterlief mir leider eine Ungenauigkeit und von daher bildete diese Partie keine Ausnahme. Thomas gewann das Läuferpaar und mein König blieb in der Mitte stecken. Ein Mehrbauer für mich war dafür nicht wirklich Kompensation. Dennoch versuchte ich diesen zu halten und dabei musste mein König über die Route d8-e7-e6-d5-e4-f4-g4-h5 quer über das Brett und zahlreichen Matt-Varianten ausweichen. Am Ende konnte ich günstig den Bauern wieder hergeben und im Turmendspiel war für uns beide eine Zugwiederholung das Beste. Es ging für mich damit zum dritten Mal in die Blitzentscheidung. In der ersten Blitzpartie machte ich in einer extrem ausgeglichenen Stellung mit De1 eigentlich einen schlechten Zug. Die Idee war ein billiger Trick. Thomas dazu einzuladen Td2 mit einer scheinbar sehr guten Stellung zu spielen. Er machte es auch, doch verlor dadurch forciert eine Figur. In der zweiten Partie spielten wir beide Slawisch. Letzte Woche habe ich mir noch die Theorie angeschaut. Thomas zeigte einmal mehr, dass er ein wahres Theoriemonster ist. 17 Theoriezüge waren es. Ich bin zuerst abgewichen und brauchte dafür sogar mehr Bedenkzeit. Unglaublich wie gut sich Thomas auskennt. Jetzt mussten wir allerdings selbst nachdenken. Was es nicht leichter machte: Das Brett war in Flammen! Es gab so viele Möglichkeiten und überall schwebte das eine oder andere Opfer in Luft. Kurz vor Schluss schien ich durch ein Dauerschach den Turniersieg einfahren zu können. Thomas entkam mir jedoch und auf einmal stand ich schlecht. Nach einigen hektischen Zügen in beiderseitigen Zeitnot war die Stellung für mich jedoch wieder in Ordnung und ich konnte letztlich auf Zeit gewinnen. Spannung pur und nichts für schwache Nerven. Diese Pokalfights zeigen mal wieder wie spannend unser geliebter Sport sein kann!
Erfreulich war für mich besonders, dass meine Strategie aufging. 3 Mal im Blitzen gewonnen und somit meinem Ruf als Speedy Gonzales (ein Spitzname, welchen ich vor einigen Jahren in Sodingen für meine enorme Blitzstärke bekommen habe) gerecht geworden.
Für alle Spieler und Kiebitze ein tolles Turnier voller Spannung und interessanter Pokalfights. Im Februar/März geht es auf Verbandsebene weiter. Hoffentlich treffen Thomas und ich auch dort erst im Finale aufeinander und repräsentieren unseren Schachbezirk sehr gut.