Mit viel Kampfgeist und einer ordentlichen Portion Glück hat die erste Mannschaft trotz Personalproblemen im zweiten Spiel den zweiten Sieg eingefahren. Gegen Hervest Dorsten erzielte man einen etwas zu hoch ausgefallenen 5,5:2,5-Sieg. Hervorzuheben ist die Leistung von Ersatzmann Oliver Jürgens, der erst am Freitagabend von seinem Einsatz erfuhr und dennoch seinen knapp 200 DWZ stärker eingestuften Gegner niederringen konnte.
Es hatte sich bereits früh angedeutet, dass die Aufstellung diesmal nicht wie am ersten Spieltag zum Luxusproblem werden würde. Als schließlich auch Albert Wernitz relativ kurzfristig absagte, war das Chaos perfekt. Mit Klaus Fuchs hatte sich bereits ein Spieler aus der zweiten Mannschaft bereiterklärt auszuhelfen. Ein zweiter Ersatzmann war nicht leicht zu finden, bis klar war, dass Oliver zur Verfügung stand. Ganz anders die Situation bei den eigentlichen Gastgebern aus Dorsten – das Spiel fand aufgrund des getauschten Heimrechts im Kolpinghaus statt -, die ihre gesamte Stammaufstellung aufboten. Hierdurch waren wir leichter Außenseiter mit DWZ-Vorteilen an den ersten Brettern bei teils deutlichen -Nachteilen an den mittleren und hinteren Brettern.
In der Eröffnung waren nur schwer irgendwelche Tendenzen auszumachen. Peter Wernitz übernahm an Brett 5 gegen Norbert Hater die angestammte Rolle seines Bruders und lieferte das erste Ergebnis – ein Remis in relativ offener Stellung. Angesichts des DWZ-Nachteils ein gutes Ergebnis. Mark Kusnetsov stand gegen Mark Hermanowski an Brett 2 zwar zunächst etwas unter Druck, hielt dem aber recht problemlos stand und konnte schließlich einen Bauern einsammeln. Dmitrij Rohovoy spielte an Brett 4 gegen Frank Nowok und hatte etwas Probleme, den Eröffnungsvorteil auszugleichen.
Weitere Ergebnisse ließen recht lange auf sich warten. Dann aber ging es Schlag auf Schlag. Romuald Samisch hatte an Brett 6 gegen Joachim Vengels einen Bauern verloren. Als ich die Stellung das letzte Mal betrachtete, hatte ich den Eindruck, dass das Gegenspiel ausreichen könnte, um den Bauern zurückzugewinnen. Letztlich musste Romuald sich aber doch geschlagengeben. Ähnlich lief es bei Klaus an Brett 8, der gegen Alexander Kudsin klarer Außenseiter war. Als die verbundenen Freibauern des Dorsteners nach vorne preschten, musste Klaus kapitulieren. Glücklicherweise sah es zu diesem Zeitpunkt an den vorderen Brettern schon recht gut aus. Stefan Wickenfeld hatte an Brett 1 gegen Carsten Doering zwar noch keinen Materialvorteil, setzte aber wie meistens auf die „Carlsen-Taktik“: Den Gegner im Endspiel mit leichtem Vorteil so lange unter Druck setzen, bis dieser zusammenbricht. Auch ich hatte an Brett 3 gegen Ahmet Tig augenscheinlich einen starken Angriff. Unklar war die Stellung an Brett 7 – Oliver hatte gegen Thomas Heiming erst einen, dann einen zweiten Bauern verloren. Er setzte auf den Königsangriff als Kompensation, was objektiv aber wohl nicht ausreichend war.
Ganz plötzlich lagen wir dann in Führung. Der „Anschlusstreffer“ gelang Stefan, der einen Freibauern erlangt hatte. Nachdem er es schaffte, den Springer als letzte Leichtfigur zu tauschen und der Bauer nicht mehr aufzuhalten war, gab der Gegner auf. Mark hatte mit einem schönen taktischen Schlag zwei Leichtfiguren für einen Turm gewonnen und zudem einige Bauern mehr. Dennoch benötigte er eine Menge Glück, um den vollen Punkt einzufahren. Mit dem klaren Materialvorteil im Rücken schaltete er anscheinend ab, ließ wohl mehrere direkte Gewinnmöglichkeiten aus und erlaubte seinem Gegner schließlich sogar einen Patt-Trick. Hierfür musste letzterer seine verbliebenen Türme opfern. Glücklicherweise wählte er hierbei die falsche Reihenfolge, sodass Mark nicht gezwungen war, die Türme zu schlagen und stattdessen mit seinem König entwischen und über das halbe Brett in Sicherheit laufen konnte. Ein kurzer Herzinfarkt-Moment, ehe Dorsten doch den Ausgleich hinnehmen musste. Die Führung besorgte Oliver, der einen Turm einkassieren konnte.
Die Entscheidung fiel an Brett 4, wo Dmitrij wie schon am ersten Spieltag sein Heil im Gegenangriff suchte und seinen Gegner auskonterte. Beruhigend für mich, denn ich hatte bei meinem Angriff eine Qualität geopfert und in Zeitnot wohl nicht die richtige Fortsetzung gefunden. Im Endspiel kämpfte ich noch um ein Remis, das Vorhaben schien jedoch mehr und mehr aussichtslos zu sein. Dann aber erlebt ich mal wieder, dass im Schach alles passieren kann. Mein Gegner übersah einen Spieß und hätte seinen Turm verloren. Als er seinen Fauxpas bemerkte, wartete er meinen Zug gar nicht mehr ab und gab sofort auf. Durch den unverdienten Punkt schraubt ich das Ergebnis noch weiter in die Höhe und ließ den Start nach Maß noch besser aussehen.
Die Einzelergebnisse im Überblick:
Br. | Rangnr. | Hervest-Dorstener SK 1 | – | Rangnr. | SC Recklinghausen Altstadt 1 | 2,5:5,5 |
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1 | 1 | Doering, Carsten | – | 1 | Wickenfeld, Stefan | 0:1 |
2 | 2 | Hermanowski, Mark | – | 2 | Kusnetsov, Mark | 0:1 |
3 | 3 | Tig, Achmet | – | 3 | Glahn, Michael | 0:1 |
4 | 4 | Nowok, Frank | – | 5 | Rohovoy, Dmitrij | 0:1 |
5 | 5 | Hater, Norbert | – | 6 | Wernitz, Peter | ½:½ |
6 | 6 | Vengels, Joachim | – | 7 | Samisch, Romuald | 1:0 |
7 | 7 | Heiming, Thomas | – | 13 | Jürgens, Oliver | 0:1 |
8 | 8 | Kudsin, Alexander | – | 15 | Fuchs, Klaus | 1:0 |
In den weiteren Spielen ließ der SV Mülheim-Nord IV dem SV Unser Fritz beim 6:2-Heimerfolg keine Chance, RW Altenessen setzte sich in Unna knapp mit 4,5:3,5 durch, FS Dortmund und der Oberhausener SV III trennten sich friedlich 4:4, Günnigfeld schlug Huckarde-Westerfilde 5:3. Weiter geht’s für uns am 30.10. gegen den SV Mülheim-Nord IV, die den stärksten DWZ-Schnitt der Liga aufweisen und ebenfalls mit zwei Siegen gestartet sind.
Michael Glahn