Bericht aus Augsburg

Am vergangenen Wochenende habe ich am adh-Open, welches einer deutschen Hochschulmeisterschaft entspricht, in Augsburg teilgenommen.  Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich dabei eine so weite Reise für ein Schachturnier angetreten, was sich in jeglicher Hinsicht gelohnt hat. Neben dem schönen Rahmenprogramm mit Kneipentour und Grillabend in der (für mich überraschend) lebhaften bayrischen Großstadt, spielte ich vom Ergebnis her eines der besten Turniere meines Lebens, was mit dem insgesamt 4. Platz und meinem ersten Ratingpreis (bester Spieler mit DWZ <2000) belohnt wurde. Sieger wurde Top-Favorit IM Felix Graf (SG Trier), der keine Schwächen zeigte und souverän 6 Punkte aus 6 Partien holte.

Das adh-Open wurde dieses Jahr zum ersten Mal nach einigen Jahren Pause wieder ausgerichtet. Der Hochschulsportbeauftragte des DSB, Stanley Yin, hat das Turnier an seiner Heim-Universität in Augsburg wieder ins Leben gerufen. Die Teilnehmerzahl ließ zwar etwas zu wünschen übrig, in der Spitze war das Turnier mit zwei Internationalen Meistern aber ordentlich besetzt. In der Setzliste befand ich mich vor dem Turnier auf Rang 11 unter 31 Teilnehmern. Ich hatte mit einer Gruppe aus insgesamt fünf Münsteraner Studenten bereits vor einiger Zeit beschlossen, nach Augsburg zu fahren. Um für die erste Partie fit zu sein und die Stadt etwas kennenzulernen, reisten wir bereits am Mittwoch an, die erste Runde sollte am Donnerstag Nachmittag stattfinden. Wie wir feststellten, war der Turniersaal gut zu erreichen, aber leider nicht klimatisiert, was bei 35°C am Freitag und Samstag  eine zusätzliche Herausforderung bedeutete.

Das Turnier begann für mich durchschnittlich, aber ohne besondere Höhepunkte. In der 1. Runde tat ich mich beim Sieg über Alexander Miletic (TSV Haunstetten, 1338 DWZ/1562 Elo) etwas schwer. In der 2. Runde bot ich dem favorisierten Johannes Vogel (SK Landau, 2134/2139) einen langen Kampf, unterlag aber dennoch. Anschließend bekam ich es mit der ehemaligen Bochumerin Eda Orhan (vereinslos, -/1725) zu tun und gewann letztlich souverän. Mit 2 Punkten aus 3 Partien lag ich demnach genau im Plan. In der 4. Runde benötigte ich dann aber sehr viel Glück. Gegen Johannes Mitterwald (SK Kriegshaber, 1832/-) lehnte ich nach der Eröffnung in ausgeglichener Stellung ein Remisgebot ab, verrechnete mich aber anschließend und geriet eine Figur in Rückstand. In starker Zeitnot meinerseits – mein Gegner hatte noch 1h Bedenkzeit übrig – übersah dieser aber einen taktischen Trick, der mir die Figur zurückbrachte. Im entstandenen Endspiel hatte ich zunächst sogar einen Bauern mehr, welcher aber nicht zu halten war, sodass die Partie letztlich doch im Remis endete.

Diese überraschende Rettung schien sich psychologisch sehr positiv auszuwirken, denn in den letzten beiden Runden konnte ich trotz leichter Außenseiterrolle zwei schnelle Siege verbuchen. In der 5. Runde traf ich ausgerechnet auf Konstantin Berger (SF Essen-Werden, 1977/2057), meinen Übungsleiter-Kollegen des Münsteraner Hochschulsport-Kurses, welcher einen schwarzen Tag erwischte und bereits gegen Ende der Eröffnung einen entscheidenden Fehler beging.

Glahn - Berger, Stellung nach 14...Td8

Glahn – Berger, Stellung nach 14…Td8

Konstantin zog 14…Td8??, wonach bereits 15. Lxf7+! möglich gewesen wäre, doch auch 15. Sg5 war kaum zu verteidigen. Es folgte 15…e6 16. Df3 Lb7? 17. Dh3! (sämtliche Opfer auf f7 und e6 funktionieren noch nicht, der „ruhige“ Zug aber gewinnt die Partie) Lc8 18. Dxh7+ Kf8 19. La3+ Se7 20. Lxe6! fxe6 21. Dxg6 Kg8 22. Df7+ Kh8 23. Te4 Schwarz gab auf. 1:0

Den Abschluss meines Turniers bildete eine Partie gegen Robert Luhn (SK Caissa Augsburg, 2048/2084). Mein Gegner opferte früh eine Figur für zwei Bauern und erhoffte sich davon einen starken Königsangriff, übersah dabei aber, dass sich mein König einfach mit der langen Rochade aus dem Staub machen konnte, sodass er direkt aufgab. Mit den zwei Siegen arbeitete ich mich letztlich bis auf Platz 4 vor, das Treppchen war aber außer Reichweite, denn obwohl der Drittplatzierte ebenfalls 4,5 Punkte vorweisen konnte, sprach die Buchholz-Wertung aufgrund meiner späten Aufholjagd klar gegen mich. Trotzdem konnte ich mich neben der guten Platzierung auch über einen Ratingpreis freuen. Hinter Turnier-Favorit IM Felix Graf (SG Trier, 2479/2478), der alle 6 Partien gewann, komplettierten Constantin Göbel (TSV Schott Mainz, 2179/2198) und Johannes Vogel das Podest. Den Damenpreis gewann Stella Sonnhalter (SC Reti Heusweiler, 1783/1799) mit 3 Punkten.

Die Tabelle (Auszug, inkl. aller Teilnehmer aus NRW):

Nr. Teilnehmer Verein ELO NWZ Pkt Buchh. SoBerg
1. IM Graf, Felix SG Trier 2478 2479 6 22.5 22.50
2. Göbel, Constantin TSV Schott Mainz 2198 2179 5 24.0 18.00
3. Vogel, Johannes SK Landau 2139 2134 4.5 23.0 15.25
4. Glahn, Michael SC Recklinghausen Altstadt (Uni MS) 1884 1944 4.5 16.5 10.25
9. Naumann, Felix SK Bocholt (Uni MS) 1768 1727 3.5 19.5 8.75
13. IM Grimberg, Boris TSV Haunstetten 2346 2265 3.5 17.5 9.25
15. Sonnhalter, Stella SC Reti Heusweiler 1799 1783 3 24.5 9.50
19. Berger, Konstantin SF Essen-Werden (Uni MS) 2057 1977 2.5 20.5 4.75
21. Leder, Nils SK Münster 32 (Uni MS) 2 19.5 4.75
26. Kemper, Johannes vereinslos (Uni MS) 2 11.5 1.50
29. Orhan, Eda vereinslos (Uni Köln) 1725 1 16.5 1.25
31. Logwinenko, Maria SV Wesel (Uni Duisburg-Essen) 1352 1 13.0 1.00

 

Turnierseite (Abschlusstabelle)
Abschlussbericht

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