Der ersten Mannschaft ist am sechsten Spieltag der Verbandsklasse der erhoffte Befreiungsschlag geglückt. Gegen die dritte Mannschaft des Oberhausener SV, die zu den direkten Konkurrenten im Abstiegskampf zählt, gelang Altstadts „Flaggschiff“ mit einer ordentlichen Leistung und dem nötigen Quäntchen Glück ein hauchdünner 4,5:3,5-Erfolg. Nach Siegen von Michael Glahn und Alfred Kotlar bei einer Niederlage von Heinz Grothuesmann hatte es lange Zeit 4:3 gestanden. Die Bürde, den Vorsprung ins Ziel bringen zu müssen, lag bei Peter Wernitz, der in einer zwischenzeitlich schon verloren geglaubten Partie in einem Endspiel mit einem Minusbauern gelandet war und sich verbissen verteidigte. Nach sage und schreibe 110 Zügen und exakt sechs Stunden Spielzeit fuhr er das benötigte Remis ein! Altstadt verbessert sich damit erstmals in dieser Saison auf einen Nicht-Abstiegsplatz.
Die Vorzeichen vor dem Spiel waren für beide Mannschaften ähnlich. Mit einem Sieg aus fünf Spielen lagen wir auf einem geteilten achten Platz, der in der Endabrechnung den direkten Wiederabstieg bedeuten würde. Oberhausen ging es da nur wenig besser, die Mannschaft hatte einen Punkt mehr gesammelt – das aber auch nur, weil der Punkt aus der vorgezogenen 7. Runde schon eingerechnet war. Die Bedeutung des Spiels war auch an der Aufstellung der Gastgeber zu sehen. An den Brettern 1 bis 6 kamen alle Stammspieler zum Einsatz, die letzten beiden Bretter wurden von zwei Ersatzspielern besetzt, die nach DWZ aber sogar wesentlich stärker einzuschätzen waren als die eigentlichen Stammspieler. Bei uns sah das nicht ganz so gut aus. Peter Spillmann war auf einer Familienfeier, auch Marc Fuhrmann konnte leider nicht spielen. Immerhin hatten sonst alle zugesagt, sodass trotz der Ausfälle der Ausgang des Spiels völlig offen war.
Bei meinen ersten „Rundgängen“ war die Lage entsprechend schwierig einzuschätzen. Heinz Grothuesmann brachte an Brett 8 gegen Christoph Althoff in der Sizilianischen Verteidigung seine Bauern am Damenflügel in Bewegung, sah sich dafür aber natürlich einer Bauernwalze seines Gegners am Königsflügel gegenüber. Frank Block opferte an Brett 6 gegen Andreas Schneider einen Bauern für eine etwas aktivere Stellung. Christian Mayeres schien an Brett 7 gegen Michael Seibert seinen Anzugsvorteil behalten zu haben. Er schloss die Stellung im Damenflügel anscheinend im richtigen Moment und schien eher als sein Gegner die Möglichkeit zu haben, am Königsflügel aktiv zu werden. Romuald Samisch erreichte an Brett 5 gegen Kai Hombrecher eine für ihn etwas untypische geschlossene Stellung, in der er leichte Raumvorteile besaß. Ich hatte an Brett 1 gegen Christian Stefaniak eine recht angenehme Eröffnungsvariante auf’s Brett bekommen, sodass ich selbst aktiv werden konnte.
Das erste Ergebnis lieferte Christian. Er hatte wie erwähnt eine leicht aktivere Stellung, ließ sich aber von dem DWZ-Vorteil seines Gegners etwas einschüchtern und musste außerdem die Uhr im Blick behalten, da er nur bis 17:30 Zeit gehabt hätte. Daher bot er Remis, was sein Gegner nur schwer hätte ablehnen können. Kurze Zeit später remisierte auch Albert Wernitz an Brett 2 gegen Thomas Groß gewohnt sicher. Die Lage schien sich jedoch trotzdem negativ für Altstadt zu entwickeln. Peter Wernitz verlor an Brett 4 gegen Martin Beierlein eine Qualität und schien größte Probleme dabei zu haben, die Stellung nicht sofort zu verlieren. Auch Heinz geriet stark unter Druck. Bei Frank war weiterhin unklar, ob die Kompensation für den Bauern ausreichte. Positives gab es von meinem Brett zu vermelden. Ich hatte meinen Gegner mit sehr aktiven Leichtfiguren ziemlich überspielt, sodass dieser sich entschied, eine Qualität stehenzulassen, um endlich seine Entwicklung abschließen zu können.
Das dritte Remis kam von Brett 5 – Romuald hatte zwar nach wie vor leichte Vorteile, seine Zeit aber war bereits bedrohlich weit heruntergetickt und es gelang ihm nicht, einen klaren Plan zu finden. Schließlich konnte ich mit meinem ersten Saisonerfolg den ersten vollen Punkt beisteuern. In einer interessanten Partie, in deren Verlauf gleich beide meiner Springer auf h7 eindrangen, vereinfachte sich das Spiel nach einem Damentausch. Mein Gegner, der inzwischen zusätzlich zur Qualität einen Bauern verloren hatte, stellte dann auch noch eine Figur ein und gab auf. Insgesamt schien sich unsere Situation deutlich zu verbessern, auch wenn wir uns noch lange nicht sicher sein konnten, dass wir das Spiel nicht verlieren würden. Alfred Kotlar konnte an Brett 3 gegen Stefan Ratzmann erst einen, dann zwei Bauern gewinnen und es sah alles nach einem Sieg aus. Peter war wie es schien mit einem blauen Auge davongekommen – wie er es bewerkstelligt hatte, den gegnerischen Angriff ohne eindeutigen Materialnachteil zu überstehen, ist mir völlig unklar. Dennoch hatte er zunächst noch zwei Bauern weniger. Heinz schien sich ebenfalls etwas befreit zu haben. Dafür sah die Lage bei Frank auf den ersten Blick nun schlechter aus. Er verlor einen zweiten Bauern und der Gegenangriff am Königsflügel schien nicht die gewünschte Durchschlagskraft entwickeln zu können.
Doch Frank kämpfte weiter und konnte den gegnerischen König mit Dame und Turm trotz inzwischen drei Minusbauern vor einige Probleme stellen, sodass die Stellung schließlich im Remis endete. Den Ausgleich kassierten wir dann trotzdem. Heinz hatte Probleme mit dem aktiven Läufer seines Gegners, der dem eigenen Springer klar überlegen war und musste seinen Gegner schließlich in die eigene Stellung eindringen lassen – 3:3. Ein Unentschieden war uns nun trotzdem nahezu sicher, denn Alfred konnte seinen Vorsprung ausbauen und sogar eine Figur gewinnen, was natürlich ein klarer Vorteil war, auch wenn die gegnerische Dame im Gegenzug die weiße Bauernkette attackieren konnte. Wenig später war die Partie vorbei, wir führten wieder mit einem Punkt und hatten bereits einen Mannschaftspunkt in der Tasche. Ein Unentschieden hätte uns trotzdem in der Tabelle nicht wirklich weitergebracht und so hofften wir verzweifelt, dass Peter seine Stellung doch noch würde halten können.
Und tatsächlich hatte dieser sich in die Partie zurückgekämpft. Einen Bauern Rückstand hatte er noch, die Damen waren vom Brett, es blieben ungleichfarbige Läufer und jeweils ein Turm. Tendenziell denke ich, dass die entstandene Stellung bereits theoretisch remis war, doch allen war klar, dass sie noch etliche Fallen zu bieten hatte. Peter aber blieb cool und verteidigte sich äußerst genau. Je länger die Partie dauerte, desto zuversichtlicher konnten wir sein, denn Peters Gegner machte augenscheinlich kaum Fortschritte. Als es Peter schließlich gelang, die Türme zu tauschen, war die Stellung sicher remis. Der Oberhausener unternahm noch einige Gewinnversuche, sah aber letztlich ein, dass dieses Unterfangen aussichtslos war. Um 20 Uhr war der zweite Saisonerfolg endlich perfekt!
Hier die Einzelergebnisse im Überblick:
Br. | Rangnr. | Oberhausener SV 3 | – | Rangnr. | SC Recklinghausen Altstadt 1 | 3,5:4,5 |
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1 | 17 | Stefaniak, Christian | – | 1 | Glahn, Michael | 0:1 |
2 | 18 | Gross, Thomas | – | 2 | Wernitz, Albert | ½:½ |
3 | 19 | Ratzmann, Stefan | – | 5 | Kotlar, Alfred | 0:1 |
4 | 20 | Beierlein, Martin | – | 6 | Wernitz, Peter | ½:½ |
5 | 21 | Hombrecher, Kai | – | 7 | Samisch, Romuald | ½:½ |
6 | 22 | Schneider, Andreas | – | 8 | Block, Frank | ½:½ |
7 | 25 | Seibert, Michael | – | 1001 | Mayeres, Hans-Christian | ½:½ |
8 | 62 | Althoff, Christoph | – | 1002 | Grothuesmann, Heinz | 1:0 |
Die Bedeutung des Sieges ist auch in der Tabelle klar zu erkennen. Durch den Erfolg ziehen wir an Oberhausen vorbei und stehen damit erstmals seit Saisonbeginn nicht auf einem Abstiegsplatz. Bereits letzte Woche leistete Castrop-Rauxel II Schützenhilfe, als sie unseren Konkurrenten SC an der Uni Bochum mit 4,5:3,5 bezwangen. Ebenfalls letzte Woche trennten sich Ahlen II und WD Borbeck II 4:4. Im Aufstiegskampf konnte der Dortmunder SV beim 4,5:3,5 gegen Horst Emscher III wichtige Punkte erringen und bleibt an der Tabellenspitze. Das Schlusslicht Mülheim-Nord V war beim 2:6 bei Brackel III chancenlos. Hier die Tabelle im Überblick (Borbeck und Oberhausen mit einem Spiel mehr):
Pl. | Mannschaft | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | Sp | + | = | – | MP | BP |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | Dortmunder SV 1 | ** | 4,0 | 5,0 | 4,5 | 4,5 | 5,0 | 6,0 | 6 | 5 | 1 | 0 | 11 | 29.0 | |||
2 | SV Castrop-Rauxel 2 | 4,0 | ** | 5,0 | 4,0 | 5,0 | 4,5 | 5,0 | 6 | 4 | 2 | 0 | 10 | 27.5 | |||
3 | SF Brackel 3 | 3,0 | ** | 4,0 | 5,5 | 6,0 | 5,0 | 6,0 | 6 | 4 | 1 | 1 | 9 | 29.5 | |||
4 | SV Ahlen 2 | 3,5 | 4,0 | ** | 4,0 | 4,5 | 4,5 | 6,0 | 6 | 3 | 2 | 1 | 8 | 26.5 | |||
5 | SV Horst-Emscher 2 | 3,5 | 3,0 | ** | 5,0 | 5,5 | 4,5 | 4,5 | 6 | 4 | 0 | 2 | 8 | 26.0 | |||
6 | Weiße Dame Borbeck 2 | 4,0 | 2,5 | 4,0 | 3,0 | ** | 4,0 | 5,0 | 5,0 | 7 | 2 | 3 | 2 | 7 | 27.5 | ||
7 | SC Recklinghausen Altstadt 1 | 3,0 | 2,0 | 3,5 | 2,5 | ** | 4,5 | 5,0 | 6 | 2 | 0 | 4 | 4 | 20.5 | |||
8 | Oberhausener SV 3 | 3,0 | 3,0 | 3,5 | 3,5 | 4,0 | 3,5 | ** | 5,0 | 7 | 1 | 1 | 5 | 3 | 25.5 | ||
9 | SC an der Uni Bochum 1 | 3,5 | 2,0 | 3,0 | 3,0 | 3,0 | ** | 5,0 | 6 | 1 | 0 | 5 | 2 | 19.5 | |||
10 | SV Mülheim-Nord 5 | 2,0 | 3,0 | 2,0 | 3,5 | 3,0 | 3,0 | ** | 6 | 0 | 0 | 6 | 0 | 16.5 |
Durch den Sieg haben wir im Kampf um den Klassenerhalt nun ganz gute Karten. Um dieses Ziel zu erreichen, benötigen wir trotzdem noch mindestens einen Sieg. Ob dieser bereits beim nächsten Spiel am 01.03. gegen den Spitzenreiter aus Dortmund gelingt, ist fraglich, denn die Dortmunder sind personell (u.a. mit IM Bernd Kohlweyer an Brett 1) ausgezeichnet besetzt. Dennoch werden wir uns natürlich nicht kampflos ergeben und alles daran setzen, den Favoriten das Leben so schwer wie möglich zu machen und zusätzliches Selbstvertrauen für die entscheidenden Spiele gegen Borbeck und Mülheim zu sammeln. Vielleicht ist ja doch eine Überraschung möglich…